Anfrage an Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe an der Universität Göttingen und Mannheim/Heidelberg vom 02.04.2009:

 … „Eine Frage beschäftigt mich immer wieder und ich bitte Sie um Ihre Erklärung für folgendes Phänomen:

Ich spreche mit einem anderen Menschen über eine Situation, mit welcher er nicht zu recht kommt. Er kann meiner Auslegung der Dinge folgen und erkennt sie im Gespräch sogar nachdenklich oder bedenklich an. Am nächsten Tag – oder bei der nächsten Begegnung – jedoch ist es so, als hätte er von alledem noch nie etwas gehört. Ergo bleibt alles beim Alten und nicht einmal der Versuch, etwas Neues auszuprobieren, wird fruchtbar…“
 
Ich erhielt folgende Antwort von Herrn Hüther, die ich hier weitergeben möchte:

„…das Problem, das Sie schildern, kenne ich zu Genüge. Weil ich mich immer wieder darüber ärgere, habe ich einen kleinen Text dazu geschrieben…“

Prof. Dr. Hüther 06.04.2009:

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 Schöne Reden sind wie Schall und Rauch…

Über die Kunst Botschaften so zu vermitteln, dass sie beim Empfänger nicht nur ankommen, sondern auch etwas bewirken.

Neurobiologische Erkenntnisse der letzten Jahre machen nun endlich auch deutlich, weshalb das alte, aus der Nachrichtentechnik abgeleitete Modell der Informationsübertragung nicht funktionieren kann: Menschen reagieren nicht auf fremde Botschaften, nicht auf Worte oder schöne Reden und auch nicht auf noch so überzeugend dargestellte Fakten, sondern nur auf das, was sie in ihrem Gehirn aus diesen „Informationen“ selbst gemacht, selbst konstruiert, aus sich selbst heraus entwickelt haben. Der Grund dafür ist einfach: Lernen, also die Aneignung neues Wissens ist ein aktiver Prozess, ist immer eine aktive Gestaltungsleistung, ist das Resultat einer in sich selbst und mit sich selbst gemachten Erfahrung. Deshalb kann man kein Wissen an andere Menschen weitergeben, indem man es in sie hineinflößt. Sie müssen eingeladen oder noch besser inspiriert werden, sich dieses Wissen aneignen zu wollen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, die aber alle nur dann funktionieren, wenn sie das bewirken, was die Hirnforscher „Aktivierung emotionaler Netzwerke“ nennen.

Nur dann, wenn es im Gehirn zu einer solchen Aktivierung emotionaler Zentren kommt, werden all jene besonderen, sog. „neuroplastischen“ Botenstoffe vermehrt ausgeschüttet, die für die Umgestaltung neuronaler Verschaltungsmuster und damit für die Verankerung einer neuen Erfahrung im Gehirn erforderlich sind: Dopamin und endogene Opiate spielen hierbei eine besondere Rolle.

Wie also, so kann man jetzt fragen, müsste eine Botschaft also vermittelt werden, damit sie im „Empfänger“ auch wirklich einen eigenen Denk- und damit Gestaltungsprozess auslöst?

Sie müssten ihn einladen oder gar inspirieren, nicht nur selbst mitzudenken sondern auch weiter darüber nachzudenken. Sie müsste ihn emotional berühren, ihm vielleicht sogar etwas „unter die Haut“ gehen. Und wie erreicht man das am besten?

Nicht durch die Darstellung von Fakten und intellektuelle Überredungskünste, sondern durch Geschichten, die im Gegenüber eigene Vorstellungen, innere Bilder, Erinnerungen und damit verbundene Gefühle wachrufen. Am Besten gelingt das dann, wenn sich der Andere, der „Empfänger“ mit dem „Sender“ in einer persönlichen Beziehung verbunden fühlt. Dann gelingt es am leichtesten, den Anderen auf eine Reise durch zunächst gemeinsame Vorstellungswelten mitzunehmen, die den Anderen dann auch ermutigt, diese Reise in seine eigenen Vorstellungswelten allein fortzusetzen. Nur so macht der Andere auch eine eigene Erfahrung, die mit einer Aktivierung der emotionalen Zentren einhergeht und deshalb auch Spuren in seinem Gehirn hinterlässt. Alles andere bleibt Schall, der sprichwörtlich zum einen Ohr hinein und aus dem Anderen herausgeht.

Die allzu oft eingesetzte und noch immer verbreiteste Form der Aktivierung emotionaler Zentren bei der Vermittlung von Botschaften – die einigermaßen nachhaltig wirken – ist die Erzeugung von Angst. Dann macht der Andere vielleicht, was man von ihm verlangt oder was man selbst für Richtig hält.

Aber diese Strategie führt nicht zur aktiven Aneignung der durch das Schüren von Angst und das Erzeugen von Druck übermittelten Botschaften oder Wissensinhalte. Was man mit dieser Strategie bestenfalls erreichen kann, sind dressierte Affen, die alles nachplappern, was ihnen ein übermächtiger Chef als Dompteur vorplappert.

Mit solchen aus dem vorigen Jahrhundert stammenden Dressurtechniken, ist heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

So richtet man Mitarbeiter ab, deren eigenes Denken, deren eigene Gestaltungskraft in der erzeugten Angst gefangen bleibt und dort über kurz oder lang erstickt. Und weil das Gehirn so wird, wie man es benutzt bzw. wie einem Gelegenheit geboten wird, es zu nutzen, wird das Gehirn dieser von Angst und Druck gejagten passiven Befehlsempfänger schließlich zu einer Kummerversion dessen, was daraus hätte werden können.

Aber das Einladen und Inspirieren ist eben keine leichte Kunst, denn sie erfordert eine besondere Einstellung dem Anderen gegenüber. „Supportive Leaders“ nennt man diejenigen, die sie besitzen und diese Kunst beherrschen.

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Soweit Prof. Dr. Gerald Hüther – Herzlichen Dank.

Bei einer Innenweltreise werden genau die oben beschriebenen Prozesse in Gang gesetzt: der Klient arbeitet selbständig und eigenverantwortlich an seinen inneren Bildern und erfährt „am eigenen Leib“ emotionale Berührung: Energiezufuhr in einer vorhandenen Struktur (hier im neuronalen Netz des Gehirns) bewirkt, dass sich vorübergehend Chaos bildet, welches zu einem Kipp-Punkt getrieben wird und über Selbstorganisation einer neuen, höherwertigen Ordnung zustrebt. Während der aktiven integralen Meditation werden die zu Energiebildern verdichteten Informationen aufgespürt und verändert. Dabei heißt das Zauberwort in der Innenwelt Kommunikation; alles wird mit allem in Verbindung gebracht, und auch direkt angesprochen und einbezogen. Dabei wird auf die Reaktion von allem, was auftaucht, geachtet und diese in das bildhafte Geschehen integriert. Der Betroffene agiert  jetzt neu und verändert.

Im so eröffneten weiten Feld von Beziehungen gelingt es schließlich über einen sogenannten Kipp-Punkt, das Chaos zu erlösen und eine emergente Neu-Ordnung über Selbstorganisation zu etablieren, die neue Gefühle und Gedanken, neue Bilder und neuronale Verknüpfungen aufruft.    ***  Nur so macht der Andere auch eine eigene Erfahrung, die mit einer Aktivierung der emotionalen Zentren einhergeht und deshalb auch Spuren in seinem Gehirn hinterlässt.“