Demokratie oder Diktatur?
Welche Sehnsucht bestimmt mein Leben? Was drängt mich
vorwärts? Was will ich entwickeln?
Diese Frage beantwortet für mich wunderbar eine
Geschichte, die ich Ihnen weitertragen möchte:
Zwei
Wölfe …
Ein
alter Indianer saß mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer.
Es
war schon dunkel geworden und das Feuer knackte, während die Flammen in den
Himmel züngelten.
Der
Alte sagte nach einer Weile des Schweigens:“ Weißt du, wie ich mich manchmal
fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen
würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere
hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend.“
„Welcher
der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?“
fragte
der Junge.
„Der
Wolf, den ich füttere“ antwortete der Alte.
Der
Entscheidung, welchen „Wolf“ ich nähren will, geht erst einmal die Erkenntnis
voraus, dass ich überhaupt zwei Wölfe habe: Wenn ich dies schon mal gar nicht
zulasse, wie will ich mich da entscheiden?
Wie
kann ich mich für das Bessere entscheiden, wenn ich keine Wahl habe?
Schuld
und Sünde, unter diesem Aspekt betrachtet, erhält damit eine ganz andere
Bedeutung – lähmt mich dann nicht mehr, sondern gibt mir die Chance, über mich
hinauszuwachsen.
Bislang beobachte ich weithin die „Diktatur des
Verstandes“ – Verstand, durch Regeln und Vorschriften, Gesetze und
Moralvorstellungen oft unnützer Art dermaßen in die Enge getrieben, dass von
Geist keine Rede sein kann – der aber gut mit einem gefräßigen und
kampfgeprägtem Wolf verglichen werden kann.
Bei den meisten Menschen reicht sogar schon das
Zähnefletschen, um sich vor Angst nicht mehr rühren zu können – Ohnmacht,
Lähmung, Totstellen heißt hier die angewandte Bewältigungsstrategie.
Eine andere, aber nicht minder brutale Version des Kampfes
wäre das Aushungern des Wolfes. Nicht mehr genährt, würde dieser bald
verkümmern und absterben.
Sieht auf den ersten Blick besser aus, ist es aber nicht –
dies stellt nur das andere Extrem von Kampf dar – zerstört wie der Angriff das
Leben – nur einer bleibt Sieger, der andere stirbt. Wo bleibt denn da das
vielgepriesene Mitgefühl?
Ergo muss es doch noch einen anderen Weg geben, einen
gemeinsamen:
DEMOKRATIE.
Auf
der einen Seite steht der Verstand,
doch
mit was als Gegenpart kann er sich entwickeln,
was
ist ihm gewachsen, so mächtig wie er doch schon in uns allen auftritt?
DEMOKRATIE
– mit wem?
???
???
Was
macht einen Menschen zum Menschen?
Welche
Eigenschaften braucht er dafür?
Was
ist der Schlüssel?
Was
sagt ihnen ihr Herz?
Es
gibt nur eine Kraft, die es mit dem Verstand aufnehmen kann,
die
ihm ebenbürtig ist:
das
reine, authentische Gefühl.
Demokratie also von Verstand und reinem Gefühl – wie soll das wohl gehen?
Ist es nicht gerade das Gefühl, was mir immer und immer
wieder im Leben Schwierigkeiten macht?
Habe ich nicht deshalb beschlossen, es auszugrenzen,
einzusperren, abzutöten – es auszuhungern?
Wo
bleibt mein Mitgefühl für mein Gefühl?
Wann
gebe ich endlich zu, wie verletzt viele meiner Gefühle sind?
Einsicht
ist der erste Weg zur Besserung,
hat
ein kluger Mensch gesagt.
Mit
dieser Einsicht kann ich beginnen, meine Gefühle zu reinigen.
Den
Urzustand wieder herstellen.
Authentisch
sein.
Verstand Mit-Gefühl, das ist die Lösung: Harmonie wieder
herstellen.
Wahrer demokratischer Umgang, sprich gegenseitiges Hören
und Er-Hören,
auf das Gegenüber hören, die gegenseitige Bedeutung
wahrnehmen, anerkennen und gemeinsam eine Lösung finden – Demokratie umsetzen
im gegenseitigen Durchdringen, Befruchten, Gebären – das ist das Prinzip des
Lebens, damit werde ich jeden Tag ein Stück über mich hinauswachsen.
Wann fange ich endlich damit an, wann befreie ich mich
endlich aus der Opferrolle – dem „ich kann ja sowieso nichts ändern“-Gefängnis?
(wo die Tür nicht von außen verschlossen ist, sondern von innen zugehalten
wird).
Jeder
Moment ist geeignet, ich muss nur beginnen:
JETZT.
Jesus
hat so schön gesagt:
„Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern
die Kranken.“
Bedingung,
dass eine Be-HANDLUNG,
wie
auch immer sie aussieht, Erfolg hat,
ist
die Einsicht:
Ich
bin krank, mir fehlt etwas, ich brauche Unterstützung.
Etwas
in mir ist nicht in Ordnung, nicht im Gleichgewicht,
die
Harmonie fehlt.
Mit dieser Einsicht bin ich
bereit, Hilfe anzunehmen, Be-HANDLUNG anzugehen, nämlich selbst zu handeln: Etwas ans Licht zu holen, mich damit auszusöhnen und Harmonie
wieder zu erlangen – das ist Erlösung.
Gnade ist die Erkenntnis,
dass
ich
den ersten Schritt tun muss = HINGABE = Ausatmen,
wenn
ich etwas empfangen will.
Die göttliche Gnade der Reinigung jedoch kann nur in mich
einfließen, wenn ich auch empfänglich bin.
Und auch Empfänglichkeit fängt mit meinem bewussten
Schritt an, auch empfangen zu wollen – mich hinzugeben,
meinen
Kelch, mein Inneres, mein Herz …
zu
öffnen.
Wenn ich nicht hinschaue, den Verschluss nicht öffne, den
Deckel nicht abnehme von meinem Gefäß, kann die ausgegossene Gnade nicht
wirksam werden – sie wird vorbeilaufen, kann das Gefäß nicht inwendig berühren,
kann sich nicht in das Gefäß ergießen und es ausfüllen.
Jetzt kann ich mich neu entscheiden, welchen Weg ich gehen
will:
Will ich Christus wirklich nachfolgen, der den Weg der
Demokratie konsequent gegangen ist; schließlich war sein Weg, zumindest der
letzte irdische Abschnitt ja von
schrecklichen Leiden und Schmerzen gekennzeichnet. Nun gut, er ist nach dem Tod
wieder auferstanden und hat damit das ewige Leben erworben, aber ich …?
Schließlich war er ja auch Gottes Sohn, durchdrungen von
reinem göttlichen Geist und reinen göttlichen Gefühlen, aber ich …?
Woher soll ich den Mut und die Kraft aufbringen, dies
wirklich in die Tat umzusetzen?
Dieser
Schritt erfordert eine wahrhafte Glaubensleistung,
und
dann ist es nicht einmal schwer.
Christus ist vor uns gegangen, hat uns seinen Beistand
zugesichert und durch seine Auferstehung dieses Versprechen gehalten – er hat
den Heiligen Geist zurück zum Vater gebracht; er gibt mir damit wahrhaft seine
ganze Unterstützung.
Jetzt wartet der Heilige Geist geduldig auf meine
Entscheidung, auf meine Hingabe, damit er sich endlich in mich ergießen und
sich ausbreiten kann, damit ich endlich die Impulse aus dem Inneren, die
Herzensimpulse, die Lebensimpulse, empfangen und umsetzen kann.
Mein Inneres ist mein größtes Geschenk von Gott, der mir
Mutter und Vater ist, es ist die Wirkungsstätte des Heiligen Geistes, in der
Vermittlung durch Christus.
In meinem Inneren ist alles vorhanden, was mich ausmacht,
ob mir das nun bewusst ist oder nicht (unbewusst) – es ist meine Essenz.
Ich kann mein Geschenk annehmen oder nicht. Das ist meine
Freiheit.
Was drin ist, werde ich freilich nur erfahren, wenn ich es
annehme.
Dann erst kann ich es öffnen.
Wenn mir klar ist, dass es ein Geschenk Gottes ist, der
mein Ursprung ist, kann sich darin nur die ganze Fülle des Lebens verbergen –
denn Gott in seiner Dreieinigkeit ist
nur Liebe.
*******
Ich lade Sie ein, mutig zu sein. Öffnen Sie Ihr Geschenk,
schauen Sie voll Vertrauen in Ihr Inneres:
Christus ist immer dabei, wenn Sie mit dem Herzen schauen
wollen.
Werden Sie wieder zum Kind. Lassen Sie sich in Erstaunen
versetzen.
Entwickeln
sie selbst
durch
die Verbindung von Verstand Mit Gefühl
den
Geist, der uns zu Kindern Gottes macht,
der
uns zu Menschen macht.
Dann
wird Friede sein.
Dann
wird Freude sein.
Dann
hält Gerechtigkeit Einzug.
Das
ist Erfüllung.
Das
ist Leben.
Geschrieben
am 25.01.2009 vor Sonnenaufgang
In
Dankbarkeit und Freude